»Verzieh dich!« Es musste irgendetwas geben, womit sich der Typ vergraulen ließ. Auch dieser Kerl hatte eine Schwachstelle, auch wenn er gerade nicht wusste, wo diese sein sollte. Er würde schon noch dahinter kommen.
»Hey, warte mal.« Razvan rieb sich die Nase. »Ich kenne da ein paar Foltermethoden, die wir an dem Kerl ausprobieren könnten.«
»Kapierst du nicht? Lass mich in Ruhe!« Traian spürte, wie ihm hitzige Röte ins Gesicht stieg. Diese Aufdringlichkeit schien ihm wie eine harte Prüfung. »Diese Sache geht nur mich was an, klar?« Noch ein Wort, und der Typ sollte ihn kennenlernen. Nein, das Maß war jetzt schon voll. Er packte Razvan am Kragen.
Dieser hob schlichtend die Hände. »Zusammen könnten wir ihn pfählen. Allein schaffst du das nicht, aber wenn wir beide gemeinsam ...«
Traians Blick musste so fruchteinflößend gewesen sein, dass Razvan verstummte. Dieser Nerventöter hatte einen Vorschlag gemacht, der Traian in seinen dunkelsten Träumen nicht eingefallen wäre. Klingberger auf einen Pfahl zu setzen, der sich langsam durch die Gedärme schob, schien Traian abstoßend und doch wäre das eine gerechte Strafe für all das, was er ihm angetan hatte. Seinen Peiniger mit einer solchen Folter zu quälen, versetzte Traian fast in einen Rauschzustand. Zwar musste er dazu noch dieses Anhängsel weiter ertragen, aber das war es wirklich wert.
»Hast du das schon mal gemacht?«
»Nein. Aber irgendwann ist immer das erste Mal.« Razvan wirkte unsicher.
Klingberger riss mit aller Kraft an seinen Fußfesseln, die inzwischen die Haut blutig aufgescheuert hatten. Seine Furcht verbreitete einen intensiven malzigen Duft, den Traian bewusst wahrnahm. Für Klingberger gab es kein Entrinnen. Die Handschellen um die Handgelenke unter dem Rücken mussten unangenehm drücken, bestimmt waren die Hände schon taub und gefühllos. Der Arzt hätte sich aufsetzten können, doch da die Füße in einem Meter über den Boden befestigt waren, kostete ihn das Aufrichten vermutlich mehr Kraft, als er noch hatte.
»Komm.« Traian gab sich also seinem Schicksal hin.
Razvan folgte ihm, wie ein Hund. »Echt abgefahren«, murmelte er.
Traian drehte sich um. »Wenn du das mit mir durchziehen willst, dann halt endlich deine Schnauze, oder ich schneide dir die Zunge heraus. Dann ist Ruhe.« Kaum hatte Traian die Worte ausgesprochen, presste Razvan die Lippen demonstrativ aufeinander, verschloss sie symbolisch mit zwei Fingern und warf den Schlüssel weg. Jetzt keimten Zweifel in Traian auf. Konnte er tatsächlich diese grausame Foltermethode ausüben? War er wirklich dazu bereit?
Vergangene Bilder schwirrten vor seinem geistigen Auge. Allein schon um die Qualen seiner Eltern zu rächen, sollte er nicht zögern.
»Wir brauchen einen Stamm, der fest in der Erde sitzt«, überlegte Razvan, »er darf keine Spitze haben, der Tod würde zu schnell eintreten und das wollen wir ja nicht, oder?«
»Nein.« Ein mörderischer Kopfschmerz schien Traians Gehirn im nächsten Moment zu zerschmettern. Seine Umwelt verschwamm mit dem Schwarz vor seinen Augen. Seine Knie gaben nach.